DEEN?
info

Präkoloniale Königreiche


Zwischen dem 13. Jahrhundert und dem 16. Jahrhundert entwickelten sich verschiedene zum teil sehr mächtige Königreiche.

Während einige Kulturen mehrere Jahrhunderte Bestand hatten, verliefen die Entwicklung und der Untergang anderer Zivilisationen in einer relativ kurzen Zeitspanne. Zu den bedeutendsten Kulturen jener Zeit gehören das Königreich Kongo, die Kuba-Förderation, das Königreich der Lunda sowie das der Luba.

Das Königreich Kongo, welches wahrscheinlich um 1370 durch Ntinu Wene (Nimi a Lukeni) gegründet wurde, umfasste zur Zeit der Entdeckung durch die Portugiesen eine Fläche von etwa 300.000 km². Ntinu Wene vereinnahmte unter anderem die Reiche Mpemba, Mbamba, Soyo, Mpangu, Mbata und Nsundi und machte sie zu Provinzen des Königreichs Kongo. Innerhalb der Provinz Mpemba im heutigen Angola, nahe der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo errichtete Ntinu Wene die Reichshauptstadt M´banza-Kongo (Königshof Kongo). Zudem wurden die zu diesem Zeitpunkt unabhängigen Königreiche Loango, Ngoy und Kakongo per Vertrag in das Kongoreich eingegliedert, wodurch eine Förderation aus vier Teilstaaten entstand. Dem Mani Kongo unterstand unmittelbar der Teilstaat Kongo. Ntinu Wene festigte seine Stellung, indem er einerseits durch Heirat eine Verbindung zum Nsaku Vunda-Clan, der die spirituellen Rechte am Land innehatte, schaffte. Andererseits durch die rituelle Bestätigung des Mani Kabunga, der als Erdpriester die Verwaltung der Rechte am Land ausübte. Fortan trug Ntinu Wene den Herrschertitel Mani Kongo (Ne Kongo). Ein neun bis zwölfköpfiges Komitee, zu dem unter anderem der vetoberechtigte Mani Kabunga gehörte, wählte den Mani Kongo anfangs aus den Ahnen des Ntinu Wene und ab 1540 aus den Nachfahren des Afonso I. Der Ne Mbanda, ein Rat bestehend aus 12 Personen, unterstützte den Mani Kongo und besaß ein Vetorecht bei bedeutenden Entscheidungen (Kriegserklärungen, Einsetzung von Beamten etc.). Im Jahr 1489 entstand der erste Kontakt zwischen Europäern (Portugiesen) und dem Mani Kongo. Der zu diesem Zeitpunkt amtierende Mani Kongo war Nzinga, Sohn des Nkuwu. Nzinga entsandte einen Kundschafter nach Portugal und erhielt militärische Unterstützung, die seine regionale Vormachtstellung stärkte. Der Tod von Nzinga und die Wahl des neuen Mani Kongo beschworen einen Machtkampf zwischen den Brüdern Mwemba (christlich) und Mpanzu (traditionell religiös) herauf. Mpanzu akzeptierte das Wahlergebnis, wonach Mwemba der neue Herrscher gewesen wäre, nicht. Die „Schlacht von M´banza Kongo“, in der Mwemba als Sieger hervortrat, entschied den Kampf um den Thron. Mwemba übernahm im Jahr 1506 als Dom Afonso I die Befehlsgewalt. Afonsos I. Politik war von einer engen Anlehnung an Portugal und christliche, europäische Staaten geprägt. Ziel dieser kooperativen Staatsführung war, als ebenbürtig anerkannt zu werden, was allerdings nur anfangs gelang (Anerkennung des Mani Kongo als König durch die Portugiesen). Afonso I. sah sich immer wieder durch das Verhalten der Europäer ungleich behandelt. Durch das Regimento, eine Anweisung des portugiesischen Königs aus dem Jahr 1512, nahmen die Europäer zum einen immensen Einfluss auf die Staatsführung (Unterstützung bei der Organisation des Reiches, Aufbau eines Heeres und eines Rechtssystems, Missionstätigkeit usw.), zum Zweiten Zugriff auf die wertvollen Ressourcen des Königreichs Kongo (Kupfer, Elfenbein etc.). Insbesondere das schamlose Verhalten der Missionare und die extreme Sklavenjagd der Portugiesen, der nun auch Freie und Adlige zum Opfer fielen, machten Afonsos I. Hoffnung zunichte. Nachdem diplomatische Mittel (Bittbriefe an den portugiesischen König, Kundschafter zum Vatikan) keine Änderungen nach sich zogen, reagierte der Mani Kongo 1526 mit der Ausweisung der Portugiesen. Während Offizielle und Missionare der Anordnung des Mani Kongo nachkamen, verblieb hingegen das größere Problem im Land - die Sklavenjäger. Portugal wandte sich nun dem Königreich Luanda zu. Das von den Portugiesen strukturell und wirtschaftlich abhängige Königreich Kongo hingegen begann allmählich zu zerfallen. Afonso I. verstarb 1543, der eigentliche Nachfolger Pedro I. wurde durch Diogo I., einem Enkel des Afonso I., entmachtet. Diogo I., dessen anfängliche Einstellung eher als portugal- feindlich beschrieben werden kann, lädt im Jahr 1546 Missionäre in das Königreich Kongo ein.

1569 wurde das im Inneren instabile Kongoreich durch die Jaga angegriffen. Alvaro I, Nachfolger von Diogo I., suchte und fand Hilfe bei den Portugiesen. Allerdings blieb die portugiesische Unterstützung nicht ohne Folgen, das Königreich Kongo wurde zum Tribut verpflichtet und Alvaro I. zum Vasallen. Die von Alfonso erhoffte Gleichwertigkeit endete nun endgültig. Versuche Alvaros I. sich aus den portugiesischen Klammern zu befreien scheiterten und der Kongo wurde zu einem Umschlagsplatz für den anwachsenden Handel mit Sklaven. Der Niedergang des Kongoreichs vollzog sich weiter, Aufstände und Rebellion prägten die Folgezeit. Garcia II. wollte mit Hilfe der Niederlande (Allianz) die portugiesische Vorherrschaft und den sich immer weiter ausdehnenden Sklavenhandel bekämpfen. Antonio I., Nachfolger von Garcia II., zog jedoch den Zorn der Portugiesen auf sich, indem er die Verträge mit Portugal für nichtig erklärte und die Rückgabe der annektierten Gebiete verlangte. Die Portugiesen reagierten auf die Erklärung und Forderung Antonios I. mit einem militärischen Einsatz. In der Schlacht von Ambuila wurde das Heer des Kongoreiches besiegt, Antonio I. und etliche Hofangestellten wurden enthauptet. Das nun von den Portugiesen endgültig kontrollierte Reich wurde zerschlagen und in Einzelprovinzen gegliedert. Das im 14. Jahrhundert gegründete zentralafrikanische Bantureich existierte in seiner ursprünglichen Form fast 300 Jahre und erstreckte sich in seiner Glanzzeit innerhalb der heutigen Demokratischen Republik Kongo, Angola und der Republik Kongo. Das Amt besteht seit 1793 in Form einer kulturellen und ethnischen Einrichtung. Über den gegenwärtigen Amtsinhaber gibt es keine präzisen Informationen, zumal seit 1962 keiner vom Staat bestätigt wurde. Möglicherweise ist die Witwe von Antonio III., Dona Isabel Maria da Gama, die derzeitige Amtsinhaberin und ferner die erste weibliche Regentin. Allerdings sprechen einige Quellen davon, dass die Herrschaft von Dona Isabel Maria da Gama 1975 endete.

Die Kuba-Förderation, ein Zusammenschluss von etwa 20 Bantu-Ethnien in der heutigen kongolesischen Provinz Kasai-Occidental mit der Hauptstadt Nsheng (heutiges Mushenge), umfasste in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Fläche von über 100.000 km². Zu den größten ethnischen Gruppen des Verbundes gehörten die Ngeende, die Bushoong, die Shoowa, die Pyaang und die Kete. Die dezentral organisierte Urgesellschaft, welche in der Region zwischen dem Sankuru und dem Lokenye angesiedelt war, setzte sich aus verschiedenen lokalen Volksgruppen zusammen. Gemäß der Kuba wurde die Urgesellschaft etwa in der Mitte des 6. Jahrhunderts durch Woot gegründet, fehlende Quellen machen eine präzise zeitliche Angabe unmöglich. Der Volksverband verlagerte seine Siedlungsgebiete Richtung Süden und traf auf die dort beheimateten und von Häuptlingen geführten Kete, die den Verbund erweiterten. Die Kuba übernahmen das Herrschaftsmodell der Kete. Im frühen 17. Jahrhundert vereinte Shyaam aMbul aNgoong die unterschiedlichen Völker / Ethnien, das Königreich der Kuba beziehungsweise die Kuba-Förderation ging hervor. Der Zusammenschluss blieb wegen der vergleichsweise unzugänglichen Lage von dem Einfluss der Europäer und Araber weitestgehend unberührt. Zwar versuchten die Belgier seit etwa 1880 Zutritt in das Gebiet der Kuba zu erlangen, jedoch erfolglos. Belgische Geschenke fanden keinen Anklang und auch die Drohung von König Kot aMbweeky aMileng, jeden Eindringling zu enthaupten, verhinderte jeglichen Zugang. Erst 1892 gelang es einem Ausländer, die Hauptstadt der Kuba-Förderation zu betreten. Der afro-amerikanische Reverend William Henry Sheppard, der auf Grund seiner Hautfarbe der Androhung des Königs nicht zum Opfer fiel, lebte 4 Monate unter den Kuba. Das mittlerweile instabil gewordene Kuba-Reich zerfiel gegen Ende des 19. Jahrhunderts unter der Kolonialherrschaft. Die Kuba sind heute im südwestlichen Teil der Demokratischen Republik Kongo angesiedelt.

Das etwa 345000 km² große Königreich der Lunda wurde durch einen Sohn des Kongolo im 16. Jahrhundert gegründet und erstreckte sich innerhalb der jetzigen Demokratischen Republik Kongo, Sambia und Angola. Die Herrscher des Lundareiches waren die Nachfahren des einstigen Gründervaters und trugen als Titel dessen Namen - Mwata Yamvo (oder auch Mwaant Yav, Muata Jamvo, Mwata Yamfwa etc.). Charakteristisch für die Machtpolitik der Lunda waren die Angliederung der eroberten Völker / Stämme und die Tributzahlungen dieser. Zwar wurden königliche Statthalter eingesetzt, die traditionelle Sozialorganisation blieb aber weitestgehend erhalten. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Königreich der Lunda von den Chokwe und folgend von den europäischen Kolonialmächten beherrscht.

Das Königreich der Luba entstand im 16.Jahrhundert und hat seinen Ursprung in den Kulturen der Upemba-Senke, führt sich selbst hingegen auf den legendären Kongolo zurück. Kongolo eroberte eine Vielzahl von Häuptlingsdörfern, um diese seinem stets wachsenden Reich anzugliedern. Das zentralistisch organisierte und mächtige Königreich war dynastisch nicht verankert, so dass wiederholt Thronkämpfe auftraten. Ende des 16. Jahrhunderts fiel selbst der Gründervater Kongolo diesen Streitigkeiten zum Opfer. Die vermehrten Konflikte um die Herrschaft schwächten das Lubareich und sind mitverantwortlich für den späteren Zerfall der Kultur. Ende des 17. Jahrhunderts erstreckte sich das Königreich der Luba bis an die Ufer des etwa 32895 km² großen Tanganjikasee, einer der größten zentralafrikanischen Seen und zudem der sechstgrößte See weltweit. In der Mitte des 19. Jahrhunderts regierten die Luba über den südlichen Teil von Katanga und sogar über Teile des heutigen Sambias. Das Königreich der Luba, geschwächt durch die stetigen Herrschaftskämpfe, zerbrach um 1890 im Kampf gegen die Bantu-Ethnie Chokwe.


Datenschutz | Impressum | Allgemeine Geschäftsbedingungen | Inhalt